Smarte Brille II („Anzu“ von Razer )

Ich komme in das Alter von Gleitsichtbrillen. Das will ich mir a) noch nicht eingestehen und b) ist die Veränderung meines Sehvermögens mit Sicherheit noch nicht abgeschlossen. Daher steht ein Zwischenschritt an – eine Bildschirm- und Lesebrille. Und da war sie wieder da, die Idee eines Wearables, wenn’s schon keine Smartglasses werden sollen.

Intro

Ich halte fest, ich brauche eine zweite Brille. Meine seit über 30 Jahren präferierten (perfekt Kreis-)Rund-Brillen sind derzeit überhaupt nicht in Mode, aber gerade startet Razer eine fast runde „smarte“ Brille namens „Anzu“. Dieser erschließt sich mir nicht (s. dazu die Wikipedia), aber da „Razer … die weltführende Lifestyle-Marke für Gamer“ ist, kann sich das aus diesem Metier rekrutieren. Was das erste Kompatibilitätsproblem zu meiner Person heraufbeschwört: Ich bin kein Gamer. Meine Kids schwanken daher im (im wahrsten Sinne) Angesicht dieser Brille von Heiter- zu Peinlichkeit.

Zurück zum Produkt von Razer

Die Anzu soll v.a. eine Bildschirmbrille sein, die mit Blaulichtfiltergläsern und zum evtl. Wechseln auch getönten Sonnenschutzgläsern ausgeliefert wird. Beide Varianten sind irrelevant für mich und daher habe ich vorab bei dem Optiker meines Vertrauens geklärt, ob er mir in diese Fassung exakt meine Bildschirmarbeitsplatzbrille macht. Das ging klar und daher habe ich sowohl im Onlineshop von Razer als auch bei meinem Optiker geordert. Bei letzterem, also hinsichtlich der Optik, habe ich dann allerdings nur eine Superentspiegelung und keine sonstige Filterung gewählt, weil ich die Investition schlank halten wollte. Damit habe ich allerdings eine Grundidee der Brille schon mal ausbauen lassen…

Die Brille bietet via 5.1-Bluetooth v.a. aber auch eine Headset-Funktionalität – und genau das war für mich kaufentscheidend. In den Bügeln sind also Mikrofone sowie Lautsprecher verbaut, die das Ohr von außen bespielen, also keine Knochenschall-Technik wie bei meinem letzten Versuch mit der Brille von Vue. Die Qualität der (omnidirektionalen) Mikrofonie ist hinreichend gut. Gleiches gilt hinsichtlich der Soundqualität der kleinen Lautsprecherchen. Ich bin generell kein Kopfhörer-Typ – diese Art zu hören ist bei mir mehr notwendiges Übel als Vorliebe (also auch teuerste Kopfhörer haben mich bislang nicht zu faszinieren vermocht). Aber in Zeiten von arbeitstagdurchgängigen ViKos im Open Space-Büro sind sie kollegiale Pflicht und in dieser Anwendung müssen sie auch „nur“ möglichst gute Sprachverständlichkeit, hervorragenden Tragekomfort, idealerweise kabellosen Anschluss und wenn diese Bauart, dann bitte lange Akkulaufzeiten und geringe Latenz mitbringen. Das sind also für mich die Prüfkriterien dieses Kombiprodukt.

Hinsichtlich der Sprachqualität ist die Anzu schon mal sehr gut. Via der App gibt’s einen „Mini-Equalizer“, wo drei unterschiedliche Klang-Presets zur Wahl stehen. Das ist nicht superambitioniert, aber vielleicht kommt mit der Weiterentwicklung der App an der Stelle noch mehr. Zudem ist in der App die Touch-Bedienung für die Musik- und Anrufsteuerung, die in den Bügeln integriert ist, erklärt und bei Bedarf auch frei zuweisbar.

Der Tragekomfort ist für meinen Kopf hervorragend: Dank meiner Wahl von Glas (und damit kein leichtes Plastik) für die Optik, wiegt das nicht gerade zurückhaltende Ensemble in meiner Brillenstärke zwar 56 g (meine „normale“ Brille liegt demgegenüber bei 13 g!), aber das ist dennoch gut tragbar. Für einen Outdoor-Einsatz bspw. beim Fahrradfahren kann ich kein Feedback geben, weil ich mit der Optik tatsächlich nur lese und arbeite. Alles andere ist visuell unangenehm, da nehme ich also lieber meine normale Brille(nstärke), wo ich nicht nur im Nahbereich eine Korrektur meiner Fehlsichtigkeit geliefert bekomme.

Hinsichtlich der Latenz soll die Anzu laut Herstellerangabe spitze sein, sie bietet in einem Gaming(!!, s.o.)-Modus diesbezüglich 60 ms. Ich habe das via App eingeschaltet, bislang aber noch keinen Unterschied bemerkt (vielleicht sollte ich dazu spielen…). Was für mich wesentlich hilfreicher gewesen wäre, ist eine Bluetooth Multipoint-Verbindung, mit der man sich gleichzeitig mit zwei Devices verbinden und dann easy hin- und her-connecten kann. Also von ViKo zu Telefon und wieder zurück. Das macht aber nach meinem Kenntnisstand derzeitig noch keine der am Markt befindlichen Alternativen.

An Zubehör sind neben den beiden Sätzen an Gläsern ein USB-A-Ladekabel, ein Reinigungstuch und eine Tasche mit dabei.

Outro

Ich habe die Anzu jetzt auf allen meinen Devices laufen: MacBook Air 2018 mit Bootcamp-Installation, also MacOS und Windows 10, iPhone SE 2, iPad 6. Gen und Huawei P30. Auf dem MacBook Air auf Windows funktioniert das Mic nicht, die Brille läuft also nur als „Kopfhörer“. Das ist aber bei allen Bluetooth-Headsets bei mir so und scheint mein spezifisches Windows-Problem zu sein. Bei den anderen Kombinationen passt alles und die App auf iOS und Android unterscheidet sich hinsichtlich Funktionalität und Bedienung nicht.

Fazit: Ich teste weiter, aber im Moment ist das technisch schon sehr gut. Auch die Akkulaufzeit ist voll ok – ich komme bislang locker einen Arbeitstag durch. Und es fühlt sich dabei auch gut an, sich selbst ungedämpft sprechen zu hören; man redet dann mitunter leiser. Ob es auf Dauer eine gute Idee ist, einen offenen „Kopfhörer“ ohne ANC fürs Arbeiten einzusetzen, wird sich zeigen. Vielleicht gibt’s dann parallel noch einen klassischen (Mickey Mouse-) Over-Ear-Kopfhörer, denn die In-Ear-Modelle sind für mich nach mehreren Versuchen alle nüscht. Ein Nachteil offenbarte sich jedoch relativ schnell: Fürs tägliche Wasserbad in meinem Ultraschallreiniger ist die Anzu gänzlich ungeeignet (was obiges Beitragsbild mit den nicht wirklich glasklaren Gläsern hoffentlich ein kleines bisschen entschuldigt).

Links

Ich mit smarter Brille („Trendy“ von Vue Glasses)
Der vorangegangene Selbstversuch in gleicher Mission

http://www.optik-sichtwerk.de
Mein Optiker

https://www.razer.com/de-de/mobile-wearables/razer-anzu-smart-glasses
Die Anzu-Seite direkt bei Razer

Ich mit smarter Brille („Trendy“ von Vue Glasses)

Nun mal ein Beitrag in sehr eigener Sache. Zu dem Thema Smart Glasses to be more precise. Denn das ist die praktizierte Digitale Self-Transformation eines Brillenträgers.

Vue Glasses war bereits 2016 ein mich sehr interessierendes Crowdfunding-Projekt auf Kickstarter. Damals hatte ich noch keine Ahnung von Singularity-Ansätzen eines Herrn Kurzweil, aber ich fand diesen allerersten brillenträgerfokussierten Schritt schon sehr cool. Bestellt habe ich dennoch nicht. Mit einigem Verzug sind die Brillenfassungen mit Smartphone-Connect dann tatsächlich auf den Markt gekommen. Und nun musste ich doch zuschlagen.

Um es vorwegzunehmen: Es funktioniert technisch prächtig. Ich habe die Brille an meinem iPad 2018, meinem iPhone 8 und meinem Huawei P30 problemlos getestet. Bei Musik finde ich sie dann aber doch etwas unangenehm, weil sie mit der Knochenübertragung etwas vibriert. Bei Stimmen ist das nicht der Fall. Und das ist mein Standardfall: Telkos, Vikos und normale Telefonate. Für diese Anwendungsfälle ist es allerdings schade, dass kein gleichzeitiges Pairing an zwei Devices unterstützt wird. Denn Musik genieße ich mit entsprechenden Dezibel lieber als soziales (damit die Nachbarn auch was davon haben!) Ganzkörpererlebnis.

Um es abzuschließen: Es funktioniert mit meinem Kopf nicht. Nach etwa zwei Stunden Tragezeit haben die Adaptoren für die Knochenübertragung unangenehm gedrückt. Das war mit kurzen Aufsetzen definitiv nicht zu spüren, sondern erst im Langzeittest zu ermitteln. Die Idee ist aber (auch nach dem Scheitern von Google Glasses immer noch) gut. Irgendwann wird auch Apple mit einem diesbezüglichen Produkt starten und Bosch (!!) hat im Januar auf der CES eine interessante Eigenentwicklung gezeigt. Das sind beides echte Smartglasses-Konzepte mit Mixed-Reality-Funktionen. Die einfache Variante, also letztlich nur ein Bluetooth-Headset in einer Brillenfassung, gibt es alternativ zu Vue von Bose, nur in den USA bzw. zumindest derzeit noch nicht bei uns gibt es von Amazon die Alexa-Brille „Echo Frames“, Huawei ist in Zusammenarbeit mit Gentle Monster schon mit der Generation II am Start und aus Österreich die Firma Fauna . Fazit: Da wird es eines Tages auch irgendwas für mich geben.

Links

https://vueglasses.com
Der Link zur Brille

adesso Business Talk mit Ralph Denk, Team-Manager von BORA-hansgrohe

Wettkampfrad 2019 von Peter Sagan

Am gestrigen Freitag gab’s eine weitere Neuauflage eines adesso Business Talks in Nürnberg. Der europaweit agierende IT-Dienstleister hatte dazu allerdings dieses Mal zu einem Business-Frühstück eingeladen. Unter der Überschrift „Ein Blick auf den Profi-Radsport: Wie führt man ein ‚Tour de France‘-Team“ fanden sich rund 30 Interessierte um 7:30 Uhr (!!) in den neuen Design Offices am Rathenauplatz ein, um nach übertragbaren Insights aus dem Radrennsport zu den Gesetzmäßigkeiten der Digitalbranche und einem Digital Leadership rauszuhören.

Die Erfolgsgeschichte vom Radprofi-Team BORA-hansgrohe

Beim Radsport gewinnt zwar immer nur einer, aber nur mit Hilfe der Teamleistung: Der Favorit oder Leader einer Mannschaft kann nur mit seinen Zulieferern, den sprichwörtlichen Wasserträgern, reüssieren, die ihn nicht nur mit Trinkflaschen versorgen, sondern auch Windschatten geben, Ausreißversuche der Konkurrenten verhindern oder in einem solchen Fall die Nachführarbeit leisten. Übertragbares Learning: Für den Weltklasse-Erfolg braucht es das Weltklasse-Team, das selbst bescheiden genug ist, komplett im Hintergrund zu bleiben. Das ist an sich bekannt, aber es nochmal so deutlich gesagt zu bekommen, ist ein Learning. Team-Zusammensetzung und Gesamt-Teamperformance sticht Einzel-Leistung bei Weitem. Das in aller Konsequenz auf digitale Transformation angewendet, ändert auch einiges…

Zurück zum Radrennsport: Dieser findet ausschließlich im öffentlichen Raum statt. Daraus ergibt sich, dass er komplett ohne Eintrittsgelder auskommen muss. Die Finanzierung der Teams erfolgt fast ausschließlich über Sponsoring. Für das Team BORA-hansgrohe sind das derzeit 24 Mio. Euro jährlich sowie eine weitere Mio. aus einem sonstigen Bereich. Sehr hilfreich für diese Art von Sportfinanzierung und -vermarktung sind die sozialen Medien. Die Nutzung derer hängt wiederum an den einzelnen Charakteren. Wichtig ist hier, dass auch in der Kommunikation nach außen der Teamgedanke gelebt wird. „Seid nicht nachtragend, nehmt Emotion auch mal raus“ so Denk an die Zuhörer.

Der Rennrad-Zirkus ist im Vergleich zu anderen Sportarten beinahe eine Ganzjahresveranstaltung. Hier nicht nur immer wieder auf den Punkt Spitzenleistung, sondern diese auch kontinuierlich abrufbar zu halten, ist insbesondere hinsichtlich der Motivation sehr challenging. Oder um es mit Denk zu sagen „Man muss das Thema leben“. Ein Leben daneben findet im Umkehrschluss kaum statt. Das ist ein drittes Learning (das auch erstmal sehr wenig Neuigkeitswert in sich trägt): Erst bedingungslose Aufgabe auf ein Ziel hin ermöglicht Zielerreichung auf Weltklasse-Niveau.

Outro

Ein Businessfrühstück ist definitiv eine interessante Termin-Option, zum Netzwerken ist ein Businessfrühstück allerdings nicht perfekt. Die Auflösungserscheinungen und der Drang zum eigenen Schreibtisch/dem Tagwerk war nach dem etwas über eine Stunde dauernden Vortrag sehr präsent. Auch Denk war nur noch kurz nach dem Vortrag zu bilateralen Gesprächen vor Ort – er wollte zu seiner Familie mit seinen vier Kindern, mit denen er ein gemeinsames Wochenende verbringen will. Das nächste dieser Art wird theoretisch im Juni möglich sein. S.o. , Thema leben und so… Dennoch war er außerordentlich nahbar und völlig unkapriziös. Und so war auch der Charakter der Veranstaltung: Sehr angenehm und darüber hinaus lehrreich, weil (zwar bekannte) Weisheiten aus einem ganz anderen Fokus vermittelt wurden und damit in der Bedeutung anders einsortiert werden konnten. Danke an den Veranstalter!!

Zum Beitragsbild

Das Original-Rad von Peter Sagan der letzten Renn-Saison. Bzw. eines seiner Original-Räder. Denn die 27 Fahrer des Gesamt-Teams teilten sich ein Gesamt-Räderpool von 297 Velos, fokussiert auf unterschiedliche Einsatzbereich wie Berg-, Zeit-, „Normal“- und Kopfsteinpflasterfahren.

Links

https://www.bora-hansgrohe.com/de
Zur Teamseite

https://www.adesso.de/de/index.jsp
Zu adesso