Wat is’n die Shiftschool?

Die Shiftschool ist Deutschlands erste Akademie für digitale Transformation und bietet eine 18-monatige berufsbegleitende Weiterbildung zum Digital Transformation Manager. Ziel ist es, sich mit allen Facetten der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Das (be-)schreibt die Website. Aber was heißt das von innen, wie fühlt sich das an?

Das Konzept der Shiftschool ist eine bunter Strauß, der mich an die Strategie zum Überleben in der VUCA-Welt erinnert. Das bekannte Kürzel steht nämlich auch für vision (Vision), understanding (Verstehen), clarity (Klarheit) und agility (Agilität). Eine Idee der Shiftschool ist daher, das der Kern des bestehendes Weiterbildungsmarkts gerade nicht bedient wird: Die formale Bildung. Klar bekommt man bei der Shiftschool auch ein Zertifikat. Das heißt hier Grad Pad, hat ein Tastatur-Layout und ist schön bunt. Aber darum geht es überhaupt nicht, das möchte erst gar nicht gegen ein MBA-Zertifikat konkurrieren. Vielmehr geht es tatsächlich viel um die persönliche Änderung. Ohne Lust, Leidenschaft (im sehr wörtlichen Sinne!) und die Bereitschaft, sich selbst zu ändern, kann man nämlich kein Botschafter für Veränderung sein. Man wird daher neben der Wissensvermittlung auf hohem Niveau zu allen Facetten der Digitalisierung (das Versprechen der Website geht auf!) ständig angeleitet, die eigene Komfortzone zu verlassen, im geschützten Raum der Schulklasse neue Erfahrungen zu machen und überhaupt einfach mal zu machen und damit die manchmal auch selbstgefällige/selbstschonende Mauer des Aber einzureißen. Und weil das jetzt alles noch nicht wirklich konkret ist, greifen wir auf die gute alte Feuerzangenbowle zurück, stelle ma uns mal janz dumm und lassen das letze Wochenende als erklärendes Beispiel Revue passieren, das allerdings als dreitägige Session, die zudem in München stattfand, eine nochmals intensiveres Erleben bereithielt. Wat is’n die Shiftschool….

Modul 4, Adopt Technology

Der „Lehrplan“ der Shiftschool kennt „Module“ und „Sparks“. Erstere sind größere, in sich geschlossene Zusammenhänge, Sparks dann die darin eingebundenen kleineren Zündfunken mit bewusst sehr interdisziplinären Referenten. Die sollen Lust auf mehr machen, also nicht etwa ein Thema komplett vermitteln, sondern ein Grundverständnis dafür zu wecken und das, wenn es einen berührt, selbstmotiviert in der Klasse und/oder im großen Netzwerk weiter auszubauen.

Mein Kurs, die Class4, startete im Oktober 2018. An dem heutigen Wochenende haben wir mit inzwischen Modul 4 daher schon die Halbzeit unserer 12-monatigen Kursphase erreicht. Nach den Vorgängermodulen zu „Mindset“, „Skillset“ und „Vision“, widmen wir uns jetzt der „Technology“. Das Wochenende steht also unter der Überschrift „Technologische Megatrends als Innovationstreiber“. So let’s go.

Freitag, 8. März, Digital Jaunt

Normalerweise haben wir jedes zweite Wochenende Samstag und Sonntag Präsenz-, also f2f-Unterricht in den Design Offices Nürnberg. Darüber hinaus sieht der „Lehrplan“ der Shiftschool zwei „Safaris“ vor. Einblicke in die Szene/Communitiy, die in dem klassischen Beschulungsformat nicht vermittelbar sind. Das ist im hier beschriebenen Fall München (und wird Anfang Mai Berlin sein).

In der bayerischen Landeshauptstadt ging es (ohne Weißwurstfrühstück) um 10:00 Uhr mit dem ersten Spark im IBM Watson IoT Center in der Mies-van-der-Rohe-Straße los. Uns hat der „HR Thougt Leader“ Sven Semet verarztet. Er ist Informatiker, kam aber bereits 2006 auf die HR-Schiene. Grundsätzlich hat der IBM-Standort München im Konzern (ca. 360.000 MA) die weltweite Verantwortung für IoT, vor Ort haben sie etwa 1000 Arbeitsplätze (700 eigene MA/ 300 Freelancer). Er hat eine sehr starke Demo von sprachlicher Assistenz gegeben. Interessant fand ich seine Einschätzung, dass KI in so ziemlich alles Datenbehaftete/Digitale vordringen wird.

Weiter zu Innosabi. Hier hat Florian Vetter, zuständig für Business Development und Innovationsmanagement, zu uns gesprochen. Innosabi war mal ein Beratungsunternehmen und sind jetzt eine Tech-Company mit etwa 50 MA, die nach seinen Aussagen v.a. von einem gemeinsamen Spirit getragen sind. Als Ergebnis für den Einsatz ihrer derzeit drei Community-Software-Produkte nimmt er schnellere Innovation, skalierbare Kollaboration und genauere Insights in Anspruch. Ich hatte mal über Bande mit denen zu tun: Die IHK München hat innosabi mit https://open.ihk-muenchen.de im Einsatz.

Dann Peakzone und dort ein kenntnisreicher (und folienfreier!) Vortrag von Lorenz Hartung. Die sind ein Accelerator im B2B-Umfeld. I.e. die bringen Unternehmen, die Digitalisierung vorantreiben wollen, aber nicht so recht wissen, wie, bzw. dafür nicht die nötigen Skills in ihrer Organisation haben, mit Start-ups zusammen, die dann mit ihnen projektbezogen zusammenarbeiten.

Die Last Session für diesen Tag war der Diversity-Jam in der ReDi-School of Digital Integration. Das ist ein Non-profit Social Enterprise, das der Zielgruppe von Geflüchteten insbesondere IT- und Programmierkurse, Workshops, Tech-Talks, Unternehmens- und Konferenzbesuche, Hackathons, Career counselling und Employment matchmaking bietet. Im coolen Stylight in der Nymphenburger Straße waren neben uns Shiftschoolies Vertreter von Pro7 und Microsoft (die beide Sponsoren der ReDi-School sind) und diverse externe Teilnehmer dabei. Ein insgesamt sehr bunter und natürlich vollständig internationaler Haufen. Im Vorfeld wurden neun Fragestellungen zum Thema Diversität eingereicht. Diese sollten wir in Gruppen anhand eines Canvas diskutieren und Lösungsansätze erarbeiten.

Das war der (untypische!) Safari-Teil. Der folgte also v.a. dem digitalen Transformations-Paradigma „Get out of the Building“. Wir sollten netzwerken, Eindrücke sammeln, diskutieren. Und genau das ist eingetreten. Das waren alles keine drögen Unternehmenspräsentationen oder gar Verkaufsveranstaltungen, sondern jeweils Austauschplattformen auf sehr hohem Niveau. Wow.

Samstag, 9. März, Spark User Experience

Bei sturmartigen Windböen im 31. Stock der Design Offices München ging es um 9:30 Uhr (wie immer) mit einem „Kunstritual“ los. Wat is’n ’n Ritual? Das ist … „ein von Thor van Horn erfundenes Mindfitness-Format für Gruppen. Innerhalb von zehn Minuten führen die Teilnehmer eine gemeinsame Aktion durch, die einer Kunstperformance sehr ähnlich ist. Sie ist partizipativ, sie irritiert, inszeniert, provoziert, transformiert, ironisiert und erzählt oft eine Geschichte. Sie führt manchmal an persönliche Grenzen, soll Tabuisierungen entlarven und uns dem Punkt näher bringen, sie auch mal brechen zu können. Am Ende der Übungen merken wir, wie Experimentierfreude, Offenheit, Mut, Achtsamkeit und unser Gruppengefühl gewachsen sind.“ So die Theorie. Da gab es bislang beispielsweise ein öffentliches „An der Nase herumführen“, eine Gesangs-Performance, wo wir einen Ton gemeinschaftlich über fünf Minuten halten sollten, Free-Hugs in der Fußgängerzone, sich minutenlang tief in die Augen schauen, etc. pp. Heute durften wir Walzer tanzen und dürfen das vermutlich morgen früh nochmal.

Dann ging’s richtig los: Referent ist heute Christian Kuhn mit seinen Erfahrungen aus der (inzwischen deutsch-portugiesische Company) https://www.nuisol.com. Seine andere Company ist https://gyant.com/, die sich v.a. durch eine elaborierte Nutzerführung auszeichnet.

Aus seinem Vortrag erscheinen mir folgende Punkte erwähnenswert:

  • Regel Nr. 1: Customers don’t care about your solution, they care about their problem.
  • Daher sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen und erst dann entwickeln!! Was ist das Ziel? Welches Problem will man lösen? Darüber sollte man sich klar sein.
  • Es geht um Menschen, User Experience geht über Usabilty hinaus. Es geht um Erwartungen sowie um das Gefühl, das der User nach der Benutzung hat.
  • Und auch da ist vorab zu klären: Welche Experience soll erschaffen werden? Erfahrungen, die der Kunde bspw. mit der Website hat, ist Teil des Produkts.
  • UX ist Team-Work, je mehr Menschen mit unterschiedlichen Hintergrund daran arbeiten, desto mehr Diversität bekommt man rein.
  • Es ist vergleichsweise billig, auszuprobieren. Daher unbedingt testen, testen, testen.

Aber damit war’s dann auch noch nicht vorbei: Thomas Fickert, Gründer und CEO der DEXPERIO, zeigt uns aktuelle VR- und AR-Technologien. Interessant, was da heute schon geht. Interessanter noch seine Einschätzung, dass VR/AR in nächsten fünf Jahren extrem zunehmen wird.

Sonntag, 10. März, Spark Total Connectivity

Weiter in den Design Offices München, weiter mit einem guuut im Wind wankenden Gebäude, aber dafür auch weiter mit wunderbaren Farbenspielen am Himmel. Start war bereits 8:30 Uhr, da wir wie jede Shiftschool-Klasse auch die Aufgabe haben, ein Festival auf die Beine zu stellen. Ich habe da das Servus-KI-Festival unserer Vorgänger, der Class3, als beeindruckendes Moment erleben dürfen. Mal schauen, was wir wuppen werden. Termin und Titel stehen aber nach dieser morgendlichen Abstimmungsrunde final fest: Wir werden das Humanity-Festival am Donnerstag, 26. September ausrichten. Be prepared (and save the date…)!

Dann zum eigentlichen Inhalt des Tages, „Total Connectivity“ mit Johannes Start. AI mit NUI – Vorgehensweisen und Tools zur Erstellung von KI-unterstützen Natural User Interfaces am konkreten Beispiel der Alexa Developer Console. Das war ein Alexa Hands-on der Extraklasse. Ich habe in unserer dreier Projektgruppe eine Alexa Skill mitgecodet, die als Gegenstand hat, dass man* in der Ferienwohnung in Madeira Alexa fragen kann, wie das mit der Abfallentsorgung läuft. Und wow, es hat funktioniert. Allerdings nicht ganz ohne jede Vorbildung: Denn jeder von uns durfte bis dato schon einen JavaScript-Kurs an der Codecademy absolvieren. Dieser Kurs war für mich ein komplettes Verlassen der Komfortzone. Aber insbesondere mit der Hilfe der Sozial-Hydraulik der Shiftschool-Klasse hat sich jede/r durch diese Prüfung gebissen und nun hatten wir tatsächlich einen Anwendungsfall.

Mittags dann tatsächlich ein Walzer-Flash-Mob. Das war der Plan. Wegen wenig Zeit und v.a. Orkanwarnung war das semi-öffentlich. Ich war nicht wirklich böse darüber… Und dann ist das Shiftschool-Wochenende gegen 18:00 Uhr dann auch vorbei. Puhh.

Fazit

Nach diesen äußerst dichten drei Tagen weiß ich mal wieder nicht, wie ich die ganzen PS des Wochenendes neben den „normalen“ 200% Arbeitsauslastung auf die Straße bringen soll. Nun, smarte Selbstorganisation ist ein weiteres zentrales Moment der Shiftschool. Und auch die Kunst, loszulassen. An der Stelle aber auch mein Dank an meine fabelhaften Mitstreiter der Class 4 für dieses Wochenende.

Links

https://www.shiftschool.de/programm/classbook/classfour

http://www.gathsah.brieger.digital/wp-content/uploads/2019/11/HUMANITY-Festival-Flyer.pdf

2 Antworten auf „Wat is’n die Shiftschool?“

  1. Das ist ja mal eine sehr schöne Zusammenfassung der Inhalte wahrscheinlich sind es viel mehr! Es ist denke ich sehr schwer aus der Komfortzone zu kommen und einfach mal loszulegen!

    Ich denke hierfür gibt es einige To Dos die man einhalten sollte und auch mal probieren muss. Es ist jedoch schwer hierfür Gehör zu finden!

    Ich wünsche dir noch viel Spaß bei den Herausforderungen die noch kommen und vielleicht bin ich bei Eurem Festival dabei!

    Bis dahin mach weiter so!

    Gibts denn noch weitere Infos?

    1. Hallo Harald,

      danke für Deine Anmerkungen und v.a. für Deinen Zuspruch!! Du hast mit allem Recht und ja, es macht immer noch mehr Spaß als Arbeit. Da es viel Arbeit macht, macht es im Umkehrschluss aber auch sauviel Spaß….

      Zum Festival ziehen wir gerade die Infos hoch. Das findet sich dann alles unter https://humanity-festival.de/, zur Shiftschool gibt es wieder einen Open Campus-Tag an diesem Samstag. Siehe https://www.shiftschool.de/opencampusday.

      Dank‘ Dir und frohes Transformieren!!

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