Digitale Transformation aus ordnungspolitscher Perspektive: Prof. Achim Wambach im Ludwig-Erhard-Zentrum in Fürth

Das Ludwig-Erhard-Zentrum (LEZ) in Fürth, das im Mai 2018 eröffnet wurde, entwickelt sich über das Ausstellungskonzept und das flankierende museumspädagogische Programm hinaus zu einem wichtigen Forum für den wirtschaftspolitischen Austausch. So thematisiert das LEZ mit der Veranstaltungsreihe „Ludwig Erhard Gespräch“ aktuelle wirtschaftliche Fragen vor dem Hintergrund der Sozialen Marktwirtschaft. Prominenter Redner des letzten Talks am 31. Januar war Prof. Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und Vorsitzender der Monopolkommission, der in einem kurzweiligen Vortrag sein neues Buch „Digitaler Wohlstand für alle. Ein Update der Sozialen Marktwirtschaft ist möglich“ vorstellte.

Prof. Wambach startete mit der Warnung des ungarisch-stämmigen Philanthropen George Soros, das repressive Systeme in Verbindung mit IT-Technologie einen eingebauten Vorteil gegenüber offenen Gesellschaften haben. Ein Hebel der Verteidigung der offenen Gesellschaften ist die Wirtschaftspolitik. Denn die digitale Marktwirtschaft stellt die bisherigen Strukturen auf den Kopf. Fungierten bisher Preise als zentrales Allokationsinstrument, werden diese nun durch Daten abgelöst. Wir bezahlen heute im Internet für Serviceleistungen vielfach nichts oder allenfalls mit unseren Daten – damit verlieren Preise aber ihre Lenkungsfunktion. Zudem sinkt in einer Sharing Econonmy generell die Bedeutung von Privateigentum. Das Streben nach Privateigentum ist aber ein zentrales Axiom in den Modellen der geltenden Wirtschaftstheorien. Zuletzt weicht in Zeiten von Plattform-Ökonomien fairer Wettbewerb einer zunehmenden Monopolisierung. Statt einer mittelständischen Struktur begünstigt die digitale Marktwirtschaft riesige Konzerne, die den Markt zu beherrschen scheinen. Diese Marktposition erlaubt einen substanziellen Anstieg der Preisaufschläge auf Waren und Dienstleistungen – allerdings auch bei einer hohen Forschungsintesität! So lagen beispielsweise die F&E-Ausgaben 2018 von Amazon (22,6 Mrd. USD) deutlich über denen von Volkswagen (15,8 Mrd. USD) . Das sind die Änderungen at a glance, aber

… was würden Ludwig Erhard, Alfred Müller-Armack und Walter Eucken nun dazu sagen?

Prof. Wambach sieht eine probate Antwort in der konsequenten Anwendung und Weiterentwicklung des deutschen und europäischen Wettbewerbsrechts. Mit einer nächsten Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) könne man sich einem möglichen Diktat der Internetmonopolisten widersetzen. In dem Zusammenhang hat er aufgerufen, dass wir dazu aber auch alle mithelfen müssen. Alle Akteure müssen zusammenarbeiten, um eine zu große Marktmacht einzugrenzen und die schützenswerten Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft aufrechtzuerhalten. Und in dem Zusammenhang hat er auch die IHKs genannt. ?

Sein zuversichtliches Fazit lautet daher „ein Update der Sozialen Marktwirtschaft ist möglich“ – selbst im Zeitalter der Digitalisierung. Denn geänderte Wirtschaftsmodelle generieren v.a. auch Wohlstandsgewinne durch neue Märkte. So erlaubt der Paradigmenwechsel vom Marktkapitalismus zu den „kollaborativen Commons“ eines Jeremy Rifkins eine Transformation der Ökonomie, die viele Chancen und eine vielschichtige Demokratisierung mit sich bringt. Den damit einhergehenden Risiken gilt es sich zu stellen. Nicht mehr und nicht weniger.

Outro

Für das Networking danach waren alle Besucher der Veranstaltung in das Café Luise geladen. Dort habe ich insbesondere mit dem Glücksforscher Prof. Karlheinz Ruckriegel sowie dem Fotografen Dr. Thomas Scherer über das eben Gehörte diskutiert. Danke an den Förderverein des Ludwig-Erhard-Zentrums für diese Möglichkeit.

Links

https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wirtschaft-gesellschaft/wirtschaft/digitaler_wohlstand_fuer_alle-15096.html

https://www.ludwig-erhard-zentrum.de

https://www.cafe-luise-fuerth.de/

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